2005-08-13

Der Grand Plan von al-Qaida

--- Al-Qaida will die Weltherrschaft mit der Errichtung eines islamistischen Kalifats an sich rei�en. Dies hat sich zumindest beim jordanischen Journalist Fuad Hussein in Gespr�chen mit Vordenkern des Terrornetzwerkes als Strategie der Gotteskrieger herauskristallisiert, schreibt Spiegel Online in einem Artikel �ber die "Agenda 2020" der Dschihad-Anh�nger:
"Ich habe eine Reihe von Qaida-Ideologen interviewt, um herauszufinden, wie die Zukunft des offenen Krieges zwischen al-Qaida und Washington aussehen wird", schreibt der Jordanier im Vorwort. Was er dann auf den Seiten 202 bis 213 vorlegt, ist ein Szenario, das von der Verblendung der Terroristen ebenso zeugt wie von ihrer brutalen Kompromisslosigkeit. In sieben Phasen, geht daraus hervor, hofft das Terrornetzwerk ein islamisches Kalifat zu errichten, welches zu bek�mpfen die westliche Welt dann zu schwach sein wird. ... Die Vorstellung, al-Qaida k�nnte in 15 Jahren ein die gesamte islamische Welt umfassendes Kalifat errichten, ist absurd. In dem 20-Jahre-Plan spielen religi�s begr�ndete Vorstellungen eine �berragende Rolle; mit der Wirklichkeit haben insbesondere die Phasen 4 - 7 kaum noch etwas zu tun. Einfach vom Tisch wischen sollte man die Erkenntnisse Husseins aber auch nicht. Einige Schritte, die in der Agenda zusammengetragen wurden, sind plausibel. Dass Syrien in den Blickpunkt der Mudschahidin ger�t, gilt unter einigen Experten als wahrscheinlich. "Schlie�t die Reihen, konzentriert euch auf die Rekrutierung, gr�ndet Zellen!", hei�t es etwa in einem Aufruf "an die Mudschahidin in Syrien", der Anfang August auf einer Internetseite verbreitet wurde. ... Die Vorstellung, al-Qaida w�rde sich gegenw�rtig immer mehr zu einer Bewegung entwickeln und f�r junge, frustrierte M�nner an Attraktivit�t gewinnen, ist ebenfalls nicht aus der Luft gegriffen. Das Netzwerk steckt viel Aufwand in seine Propaganda - offenbar, wie man nun mit etwas mehr Gewissheit vermuten darf, in der Absicht, seine Basis zu erweitern. Interessanterweise finden Gro�anschl�ge gegen den Westen in den Antworten an Fuad Hussein keine Erw�hnung. Wegdenken darf man sie sich deswegen wohl kaum - sie gelten f�r al-Qaida aber anscheinend eher als Begleitung ihrer Aktivit�ten auf dem Weg zur Errichtung des Kalifats. Anschl�ge wie in New York, Madrid und London w�ren demnach nicht der Grund, aus dem al-Qaida sich gebildet hat, sondern Mittel zum Zweck - Etappenziele auf dem Weg zur totalen Verunsicherung des Westens. Al-Qaida ist heute schwieriger einzusch�tzen als je zuvor: Die Organisation ist in Filialen und lose angebundene Zellen zerfallen, verwandte Organisationen gehen in ihr auf, Menschen, die vorher mit al-Qaida kaum etwas zu tun hatten, f�hren in ihrem Namen Anschl�ge durch. Von der "Zentrale" ausgesandte Direktiven sind nicht mehr vorstellbar, weil die F�hrung um Osama Bin Laden vor allem mit �berleben besch�ftigt ist. Zugleich wird die Trennung zwischen Kadern und Sympathisanten immer unsch�rfer. Es ist leicht, auf Desinformation hereinzufallen - auch auf diesem Gebiet tut sich al-Qaida hervor. Das von Hussein entworfene Szenario ist nicht �ber jeden Zweifel erhaben. Seine Studie sollte man deshalb als das lesen, was sie in Wahrheit ist: ein Versuch, sich in die Gedankenwelten der Qaida-Terroristen hineinzuversetzen und aus diesen Vorstellungen ein Puzzle zusammenzusetzen, das Auskunft dar�ber gibt, was das Terrornetzwerk will und auf dem Weg dahin f�r n�tig h�lt.
Der "Kampf der Kulturen" wird wohl auf jeden Fall noch eine ganze Weile weitergehen und sich versch�rfen. Trotzdem mehr als einfallslos, dass Schr�der bei seinem x-ten Wahlkampfauftakt nur mal wieder Bush-Bashing betreibt und dabei allein Irak mit Iran austauscht. F�r wie dumm h�lt der die W�hler denn? An dieser Stelle soll nicht unerw�hnt bleiben, dass der Spindoktor zum "Mitarbeiter des Monats" des Medienph�nomens und Bundteskanzlers Gerhardt Schr�der gek�rt wurde.

Hannah Arendt Revisited: �berwachung und totalit�re Propaganda: Ihr Ziel habe die totalit�re Propaganda nicht erreicht, sagt Arendt, "wenn sie �berzeugt, sondern wenn sie organisiert: 'Sie ist die Kunst der Machtbildung ohne den Besitz der Machtmittel'". Wenn ein �ffentlicher Diskurs wie der �ber Sicherheit zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Pr�senz in den Medien erreicht hat, beginnt er sich selbst am Leben zu erhalten und an Macht zu gewinnen. Diese sich selbst erhaltende (autopoietische) Stufe der Produktion und Pr�senz eines Diskurses richtet immer mehr Ereignisse und Aufmerksamkeiten auf die Sicherheitsperspektive aus. Gelingt das Anzapfen und Ausrichten der Aufmerksamkeiten, beginnt die der totalit�ren Propaganda inh�rente "Kraft" zu wirken, von der Arendt sagt, dass sie die Menschen, die mit jedem neuen Ungl�cksschlag leichtgl�ubiger w�rden, "imagin�r von der wirklichen Welt abzuschlie�en" beginne.

Passend dazu: Der Ober-Neokonservative William Kristol fordert im Weekly Standard, dass Bush seinen getreuen Rumsfeld in die W�ste schicken soll, weil der nicht mehr so richtig am "Krieg gegen den Terror" und an den Tr�umen vom Aufbau des westlichen Musterdemokratielandes Irak festh�lt.

Neue 9-11-Einblicke: Vast Archive Yields New View of 9/11. Faced with a court order and unyielding demands from the families of victims, the city of New York yesterday opened part of its archive of records from Sept. 11, releasing a digital avalanche of oral histories, dispatchers' tapes and phone logs so vast that they took up 23 compact discs.