2004-07-18

Berlusconi ger�t in die Krise

--- Es kriselt rund um den italienischen Medienmogul und Ministerpr�sidenten Berlusconi, fasst die Welt am Sonntag aktuelle Entwicklungen aus der italienischen Demokratieposse zusammen. Die neue Terrorwarnung ist da nur ein kleiner Mosaikstein, aber anscheinend doch recht geschickt eingef�delt, weil die Islamisten ein eventuelles Aus f�r die Berlusconi-Regierung gar noch als ihren Sieg feiern k�nnten: Silvio Berlusconi muss sich an ein ganz neues Gef�hl gew�hnen: daran, ein Verlierer zu sein. Offiziell erkl�rte er die Regierungskrise in Italien am Freitag f�r beendet. Zuvor hatte er den bisherigen Generaldirektor des Schatzamtes in Rom, Domenico Siniscalco, zum neuen Finanzminister ernannt. Doch schon die Personalie als solche ist eine weitere Niederlage f�r den angeschlagenen italienischen Ministerpr�sidenten. Zwar steht der in der �ffentlichkeit kaum bekannte 50-j�hrige Finanzexperte Siniscalco der Berlusconi-Partei Forza Italia nahe. Doch eigentlich hatte Berlusconi nach dem R�cktritt von Finanzminister Giulio Tremonti am 2. Juli das Schl�sselressort selbst behalten wollen. Nun beugte er sich der Forderung des christdemokratischen Koalitionspartners UDC: Der hatte mit einem Austritt aus der Regierung gedroht, falls das Amt nicht bis zum 16. Juli neu besetzt werde. ... Der Einbruch Berlusconis �berrascht, macht er doch alles wie zuvor. Er achtet auf sein Aussehen, lie� sich vor der Europawahl sogar liften. Nach wie vor ist er stark in den Medien pr�sent, kontrolliert sein �ffentliches Image genau. So berichteten auch w�hrend der Europawahl die italienischen Fernsehsender, seine eigenen privaten wie die staatlichen, ausf�hrlich �ber Berlusconis Erfolge. Das ging so weit, dass das staatliche italienische Fernsehen nach der Wahl die offensichtliche Niederlage Silvio Berlusconis leugnete und einen nicht existierenden Sieg feierte. ... Sein politisches Programm war immer einfach und kurz. Deshalb liebte ihn die �ffentlichkeit als einen Mann, der Klartext sprach. Doch dann fiel ihm ausgerechnet seine Ehefrau Veronica in den R�cken. In ihrem j�ngst ver�ffentlichten Buch "Tendenza Veronica" erz�hlt sie, dass ihr Mann nicht einmal an Weihnachten Zeit findet, um bei der Familie zu sein. Auch die Ferien verbringe er nie mit ihr und den Kindern, kritisierte die Gattin. Die Vorw�rfe waren ein Affront gegen Silvio Berlusconi, der sich in der Wahlwerbung stets als treu sorgender Familienvater verkauft hatte. Dann deckten die Tageszeitungen auf, dass Silvio Berlusconi sich �ber alle Naturschutzgesetze hinwegsetzt und die wundersch�ne Costa Smeralda, die Smaragdk�ste, wo er mehrere Villen besitzt, ohne Baugenehmigungen mit Betonburgen f�r seine G�ste verschandelt. Schlie�lich bliesen die Staatsanw�lte erneut zum Angriff. Sie untersuchten die Firmensitze der Unternehmen Silvio Berlusconis und klagten seine Kinder Marina und Piersilvio an, die den Konzern des Papas leiten. ... Etwas Fundamentales ist bereits ersch�ttert: das Image des unbesiegbaren Sonnyboys Berlusconi. Zwar leitet er die stabilste Regierung in der Geschichte Italiens, doch inzwischen ist er nur noch Dompteur einer zerstrittenen Koalition. Der Imperator hat seine Souver�nit�t verloren.